Therapieformen

Was ist Psychotherapie?

Psychotherapie wörtlich übersetzt bedeutet Seelenbehandlung. Allgemein ausgedrückt handelt es sich um die Behandlung von (seelisch bedingten) Leiden, Beschwerden oder Verhaltensstörungen mit psychologischen Mitteln, d.h. durch Kommunikation, meist durch Sprache (verbal), aber auch durch nicht sprachliche Techniken (averbal).

Die beiden bedeutsamsten Verfahren sind erstens die auf Sigmund Freuds Theorien beruhenden psychoanalytischen oder tiefenpsychologischen sowie zweitens die aus der Verhaltenspsychologie abgeleiteten lerntheoretischen bzw. verhaltenstherapeutischen Verfahren.

Wie wirkt Psychotherapie?

Die Erforschung von Wirksamkeit und Wirkfaktoren der Psychotherapie ist Gegenstand der Psychotherapieforschung. Die Beurteilung der Erfolge der verschiedenen psychotherapeutischen Verfahren ist aus methodischen Gründen (z.B. im Vergleich zur Erforschung der Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten) sehr schwierig. Zahlreiche Studien mit verschiedenen Forschungsstrategien haben aber zu der Erkenntnis geführt, daß Psychotherapie unabhängig von der verwendeten Methode effektiv ist und die Schwere sowie den Verlauf von zahlreichen seelischen Erkrankungen günstig beeinflußt.

Was ist psychoanalytische Psychotherapie?

Die klassische Psychoanalyse geht auf den Wiener Arzt Sigmund Freud (1856-1939) zurück. In der Folge entwickelten sich zahlreiche psychoanalytische Schulen und es entstanden weitere sogenannte tiefenpsychologische Therapieverfahren.

Ursprung dieser Therapieverfahren ist die Psychoanalyse, bei der der Patient auf einer Couch liegt und der Therapeut am Kopfende auf einem Sessel sitzt, so dass er vom Patienten nicht gesehen werden kann. Im Gespräch soll die unbewusste Bedeutung seelischer Vorgänge entschlüsselt werden. Dabei soll der Patient Gedanken und Empfindungen spontan mitteilen (Methode der freien Assoziation). Der Therapeut gibt keine Ratschläge, sondern er interpretiert die Inhalte (Deutung), wobei er auch lebensgeschichtliche und aktuelle Konflikte sowie während der Therapie gegenüber dem Therapeuten entstehende Gefühle sowie seine eigenen Empfindungen gegenüber dem Patienten berücksichtigt (Übertragung und Gegenübertragung). Grundlage dieser Technik ist die Vorstellung, dass der Patient seine Beziehungsmuster auf den Therapeuten "überträgt" und im Therapeuten die entsprechenden Gefühle erzeugt. Das Beachten dieser "Übertragung" und "Gegenübertragung" kann dem Therapeuten ermöglichen, dem Patienten unbewusste Konflikte bewusst zu machen, die dann bearbeitet und gelöst werden können.

Die Leidenszustände werden also als Ergebnis unbewusster Konflikte und der Folgen schädigender und nicht bewältigter Kindheitserfahrungen angesehen.

Die klassische Psychoanalyse hat eine Dauer von zwei bis über fünf Jahren mit oft zwei bis vier Sitzungen pro Woche. Daraus wird ersichtlich, dass nur wenige Patienten, die einer Psychotherapie bedürfen, für eine klassische Psychoanalyse in Frage kommen. Außerdem gibt es keinen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis. Daher ist ihre praktische Bedeutung gering.

Statt dessen wurden psychoanalytisch orientierte (tiefenpsychologische) Psychotherapien entwickelt. Diese dauern in der Regel nicht länger als ein Jahr mit insgesamt 20 bis 80 Sitzungen oder werden als Kurztherapien mit bis zu maximal 25 Sitzungen von je einer Stunde Dauer durchgeführt. Der Patient sitzt mir gegenüber. Abgrenzbare und aktuelle Konflikte sollen identifiziert und bearbeitet werden.

Tiefenpsychologische Psychotherapien werden bei vielen seelischen Störungen angewendet, am besten scheinen Menschen mit persönlichkeitsbedingten Leiden oder umschriebenen Konflikten in akuten Lebenskrisen zu profitieren. Ziel der Behandlung ist es, eine reifere Verarbeitung und einen besseren Umgang mit unbewussten Konflikten in aktuellen Lebensumständen, insbesondere in den Beziehungen zu den Mitmenschen, zu erreichen.

Entspannungsverfahren

Da bei psychosomatischen Erkrankungen fast immer eine chronische Stress-Situation vorliegt, haben die spannungsmindernden Anwendungen in der psychosomatischen Therapie eine besondere Bedeutung.

Sie können die ganze Bandbreite der Verfahren von Autogenem Training und Progressiver Muskelentspannung nutzen. Entspannung in einem bewegungsorientierten Lebensstil zu fördern - das ist nach wissenschaftlichen Untersuchungen eine der wichtigsten Grundlagen für psychosomatische Gesundheit im Alltag. Dabei möchte ich Sie unterstützen.

Was ist Autogenes Training?

Das autogene Training ist eine von J.H. Schultz entwickelte Methode der konzentrativen Selbstentspannung, die es dem Lernenden ermöglicht, eigenständig (»autogen«) einen Ruhe- und Versenkungszustand herbeizuführen. Das Training bzw. seine sogenannte »Grundstufe« wird innerhalb von sechs Sitzungen erlernt. Es kann zur »autogenen Imagination« weiterentwickelt werden, einer tiefenpsychologisch orientierten Therapie nach der »Wachtraum«-Technik.

Wichtige Einsatzgebiete sind Stressbewältigung und Spannungsausgleich, Leistungssteigerung, Schmerztherapie. Daneben kommt es bei zahlreichen Störungen als unterstützende Behandlung zum Einsatz.

Paar- und Familientherapie

In der Paartherapie werden in Gemeinschaft lebende Partner behandelt, wenn seelische Leiden durch eine Partnerschaftsproblematik verursacht oder verschlimmert werden oder seelische Störungen die Partnerschaft belasten. Entsprechendes gilt für die familiären Beziehungen.

Ziel der Familientherapie ist es, problematische Verhaltensweisen und Erlebnisse im Zusammenhang mit den sozialen, familiären Beziehungen zu verstehen und zu verändern. Neben analytischen und lernorientierten, verhaltenstherapeutischen Verfahren hat sich die sogenannte systemische Therapie etabliert.

In der systemischen Therapie werden familiäre Beziehungen im Sinne von Regelkreisen oder eines Netzwerkes verstanden. Zwischenmenschliche, innerfamiliäre Konflikte werden auf der Basis systemtheoretischer Modelle analysiert und behandelt. Das gemeinsame Gespräch mit Familienangehörigen mindestens zweier Generationen bildet dabei die Grundlage. Die Beziehungen untereinander werden als ebenso wichtig wie die seelischen Voraussetzungen des Einzelnen angesehen. Nach systemischem Verständnis sind seelische Erkrankungen Ausdruck von Störungen des sozialen (und auch biologischen) Systems, in welchem sie stattfinden.

Ich bin in der systemischen Familientherapie gesondert ausgebildet.

Traumatherapie

Menschen, die durch traumatische Erfahrungen belastet sind, brauchen besondere Behandlungsangebote, um die Folgen des psychischen Schocks zu überwinden. Das Vertrauen in die eigenen Bewältigungsfähigkeiten muss wiedererlangt werden. Die speziellen Symptome wie Alpträume, Depression und innere Dauerspannung müssen durch besondere Verfahren wie EMDR und die "Integrative Traumatherapie" behandelt werden.

Ich bin in diesen besonderen Behandlungstechniken ausgebildet, um auf der Basis einer respektvollen therapeutischen Beziehung mit Opfern von Unfällen, Überfällen, von sexueller und anderer Gewalt zu arbeiten.

Was ist EMDR?

EMDR (Eye-Movement Desensitization and Reprocessing) ist keine neue Therapierichtung, sondern ein schulenergänzendes Zusatzverfahren.

EMDR ist ein therapeutisches Verfahren, das aber auch zur forcierten freien Assoziation in einer analytisch orientierten Behandlung angewendet werden kann. Es ist vor allem bei sogenannten posttraumatischen Störungen indiziert, also etwa nach Mißbrauch, darüber hinaus bei phobischen Ängsten, bestimmten Arten der Depression sowie psychosomatischen Beschwerden und vor allem bei Schmerzzuständen.

Die Verarbeitung belastender Gedächtnisinhalte und starrer Überzeugungen im Selbstkonzept geschieht durch therapeutisch angeleitete Konzentration auf die innere Wahrnehmung. Die psychodynamisch-behaviorale Behandlungsmethode EMDR gehört nach Jahren kritischer Forschung heute zum internationalen Behandlungsstandard.

Es handelt sich um eine visuell-konfrontative, entspannende und stark unterstützende Methode. Bilateral wechselnde Sinnesreize (induzierte Augenbewegungen, Antippen der Hände, Schnippen mit den Händen) bringen die Verarbeitung und Integration traumatischer Erfahrungen neu in Gang und führen sie zu Ende (Francine Shapiro, EMDR-Grundlagen und Praxis. Handbuch zur Behandlung traumatisierter Menschen. 2. Aufl., Junfermann Verlag, Paderborn 2001.)

EMDR ist von der APA, der American Psychological Association und der ISTSS, der International Society for Traumatic Stress Studies als wirksam anerkannt und gewinnt von Tag zu Tag an Bedeutung.